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Einnahmen auf Jahrestief: Russische Tanker fahren ziellos Öl über die Ozeane

Fast 20 Prozent aller Öltanker, die dieser Tage Russland vollbeladen verlassen, haben kein Ziel. Erst auf der Reise klärt sich für sie, wo sie ankommen werden. Das führt zu kuriosen Situationen auf den Ozeanen und lässt Russlands Öleinnahmen schwinden.

Die „Beijing Spirit“ verließ den Nordmeerhafen Murmansk am 6. März, vollbeladen mit Öl, Ziel Philadelphia. 16 Tage lang fuhr der Tanker an der Küste der skandinavischen Länder hinab, durch den Ärmelkanal und hinaus auf den Atlantik. Dann, auf halbem Wege zwischen Europa und den USA, machte die „Beijing Spirit“ am 22. März abrupt eine 180-Grad-Wende . Der US-Käufer des russischen Öl war kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs abgesprungen. Weitere zehn Tage später landete die „Beijing Spirit“ im Sizilien im Mittelmeer an – und suchte dann erst einmal einen neuen Käufer.

Solche Irrfahrten von russischen Tankern gibt es seit Beginn des Ukraine-Krieges immer öfter. In den vergangenen Wochen ist ihr Anteil aber deutlich gestiegen. Nach Daten der Finanznachrichtenagentur Bloomberg wurden seit Mitte Oktober pro Tag im Schnitt 410.000 Barrel Öl mit ungewissem Ziel auf die Reise geschickt. Meist haben die Tanker – weil sie einen Zielhafen angeben müssen – nur sehr vage Destinationen. Sie laufen etwa erst einmal nur den Suez-Kanal oder den Hafen von Port Said in Ägypten an.

So sucht Russland nach Käufern

Die Hoffnung ist, auf dem Weg dorthin Käufer zu finden. In der Regel finden die sich aktuell in Asien, besonders in Indien. Schon die regulären Lieferungen auf den Subkontinent haben sich dieses Jahr von nahezu null auf 750.000 Barrel pro Tag erhöht. Der Anteil des Öls, das nach China geliefert wird, stieg hingegen nur leicht von 670.000 auf 880.000 Barrel pro Tag. Das liegt auch daran, dass China zumeist von Tankern über den Pazifik beliefert wird und sich daran durch den Ukraine-Krieg wenig geändert hat.

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Eine zweite Möglichkeit für Russland sind so genannte Ship-to-Ship-Transfers. Dabei treffen sich zwei Öltanker auf hoher See, wobei das russische Öl in ein anderes Schiff verladen wird. Das kann dann – unter nicht-russischer Flagge – das Öl auch nach Europa oder in die USA liefern. Die japanische Tageszeitung Nikkei Asia meldete , dass auf diese Weise zwischen März und September 175 Schiffsladungen im Mittelmeer umgeladen wurden, von denen 89 Tanker später in Europa das Öl ablieferten. Die auf Seefahrt spezialisierte Analysefirma Windward meldete im August, dass auch im Atlantik immer häufiger russische Tanker Öl auf andere Schiffe verladen würden, wobei die Zahlen aber geringer ausfallen als im Mittelmeer. Im Atlantik ausgetauschtes Öl wird dann meistens in die USA oder nach China geliefert.

Russlands Öl-Einnahmen sinken

Während die Fahrten mit vagem Ziel legal sind, sind Ship-to-Ship-Transfers eine Form von Ölschmuggel. Beide haben aber auf Russland denselben Effekt: Das Land muss sein Öl mit Rabatt anbieten, weil Käufer eben auch darum wissen, dass aufgrund von Sanktionen Russland kaum einen Absatzmarkt hat. Die USA haben russische Öllieferungen schon im März gestoppt, in der EU und Großbritannien tritt in drei Wochen, am 5. Dezember, ein Öl-Embargo in Kraft. Erlaubt sind dann nur noch Lieferungen unter einem noch nicht festgesetzten Maximalpreis.

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Weil auch der globale Ölpreis in den vergangenen Monaten rückläufig ist, sinken entsprechend jetzt die russischen Einnahmen aus dem Geschäft. In der vergangenen Woche lag der Umsatz nur noch bei 118,1 Millionen Dollar, der tiefste Stand seit Februar. Der Vier-Wochen-Durchschnitt sank auf 130,3 Millionen Dollar, was wiederum ein Jahrestiefststand ist. Beide Werte hat Bloomberg aus Daten des russischen Finanzministeriums und den Tracking-Daten von Tankern errechnet. Bekannt war auch vorher schon, dass sich Russland seine steigenden Marktanteile in Indien etwa mit hohen Rabatten erkaufen musste. Zudem steigen die Kosten. Russisches Öl, das zuvor über die baltischen Häfen oder Murmansk nach Europa verschifft wurde, muss jetzt einen wesentlich längeren Weg nach Indien oder China nehmen. Die Reise nach Westindien dauert etwa 28 Tage, nach Ostindien 35 Tage, nach Südchina 42 Tage und nach Ostchina sogar 49 Tage. Lieferungen aus den pazifischen Ölfeldern nach China kommen hingegen schon nach wenigen Tagen an.

Insofern dürfte das Öl-Embargo die russischen Einnahmen auch 2023 weiter schmälern. Ebenso gewichtig könnte sich die sich abzeichnende globale Rezession auswirken. Aus Erfahrungen vorheriger Wirtschaftskrisen ist bekannt, dass dies die Einnahmen aus dem Ölgeschäft wegen sinkender Nachfrage schlimmstenfalls halbieren kann.

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csa



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