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Laut einer Recherche des „Spiegel“ hat die Inbetriebnahme der russischen Großanlage Arctic LNG 2 durch Präsident Wladimir Putin am 20. Juli 2023 eine neue Ära in der Energieversorgung Europas eingeläutet. Die Anlage, deren Errichtung schätzungsweise 20 Milliarden Euro gekostet haben soll, dient der Produktion von Flüssigerdgas (LNG) und steht nördlich des Polarkreises. Putin betonte bei der Eröffnung die Bedeutung solcher Projekte für Russlands Präsenz auf dem globalen LNG-Markt.

Trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine und eines daraus folgenden EU-Embargos gegen Öltanker aus Russland, scheint Europa seine Gasimporte aus dem Land jedoch nicht reduziert zu haben. Im Gegenteil: Die EU-Staaten importierten von Januar bis Juli 2023 fast 13 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus russischen LNG-Tankern, was einem Anstieg von rund 40 Prozent gegenüber dem Zeitraum zwei Jahre zuvor entspricht, so der „Spiegel“ unter Berufung auf Daten des Analysehauses Kpler und der NGO Global Witness.

Offiziell kein Gas-Import mehr aus Russland, auch kein LNG

Interessanterweise weisen die offiziellen Statistiken der Bundesnetzagentur seit Ende August 2022 keine Gasflüsse aus Russland mehr aus. Ein Sprecher betonte, dass Deutschland kein Pipelinegas mehr aus Russland importiere und auch keine LNG-Tanker aus Russland an deutschen Terminals entladen würden.

Allerdings zeigt ein Blick auf die Importstatistiken, dass Belgien, das über kein eigenes Gas verfügt, aber ein großes LNG-Terminal in Zeebrugge besitzt, zuletzt Deutschlands drittgrößter Gaslieferant war, so der „Spiegel“. Dies werfe Fragen auf, ob über Belgien russisches Gas nach Deutschland gelange.

Die größten deutschen Gasversorger gaben gegenüber dem Hamburger Nachrichtenmagazin unterschiedliche Antworten auf die Frage nach dem Import von russischem LNG. Während Uniper und RWE etwa den Import von russischem LNG verneinten, gab E.on an, keine genauen Informationen über die Herkunft des Gases zu haben, das sie von europäischen Großhandelsmärkten beziehen.

Europäer kaufen angeblich russisches Flüssigerdgas für über fünf Milliarden Euro

Gasmarktexperte Hanns Koenig von Aurora Energy Research erklärte, dass es unmöglich sei, die genaue Herkunft des an Börsen oder im Großhandel erworbenen Erdgases zu bestimmen. Er betonte zudem, dass Europa weiterhin auf russische Gaslieferungen angewiesen sei, auch wenn die Speicher bereits zu über 92 Prozent für den kommenden Winter gefüllt seien.

Jonathan Noronha-Gant von Global Witness kritisierte, dass die europäischen Länder trotz ihrer Verurteilung des Krieges weiterhin Geld in Putins Taschen stecken würden. Seiner Organisation zufolge kauften die Europäer in den ersten sieben Monaten des Jahres LNG im Wert von fast 5,3 Milliarden Euro von Russland, heißt es im „Spiegel“.



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