0800 955 66 77 info@deinestadt-immo.com

Junge Leute können sich kaum noch vorstellen, wie es war, als ein Bundeskanzler in Talkshows quarzte, bis das Gesicht des Moderators nicht mehr zu sehen war. Oder dass auf Flügen Feuer frei galt – von der Bahn mal ganz zu schweigen. Irgendwann wurden die, die auf Schienen nicht verzichten könnten, in einen Raucher-Wagon gepresst und dann ganz auf die Bahnhöfe vertröstet. Doch die Zigarette darf auch dort draußen an den Gleisen keineswegs überall erglimmen, sondern nur in gelb markierten Bereichen. Es fehlt nur noch das Schild „bitte nicht füttern“, klagt so mancher, der es noch anders kennt.

Zahl der Raucher stieg während Corona-Pandemie

Jahrzehntelang hatte die Zigaretten-Lobby es geschafft, die gesundheitlichen Folgen dieses Lasters unter den verqualmten Teppich zu kehren. Die Werbung ließ uns von der weiten Prärie träumen, der Freiheit auf dem Pferderücken. Doch diese Zeiten sind vorbei, Zigarettenwerbung weitgehend verboten und praktisch jede und jeder weiß, dass Rauchen einen früher ins Grab bringt. 700.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen und jeder zweite Raucher stirbt vorzeitig – im Schnitt um 14 Jahre.

Dennoch stecken sich laut amtlicher Statistik knapp 20 Prozent der Europäer täglich eine „Zichte“ an. In Ländern wie Frankreich und Deutschland sind es noch mehr. Bei uns darf man immerhin noch draußen rauchen, zum Beispiel im Biergarten oder Lieblingscafé um die Ecke. In so manchem EU-Land ist auch das schon verboten. Bis 2040 soll der Kontinent „offiziell rauchfrei“ sein, was bedeutet, dass nur noch fünf Prozent regelmäßig dampfen – ein Viertel so viel wie heute.

Im Zuge der Corona-Pandemie hatte sich der Quote der Rauchenden in Deutschland übrigens nach Jahren des Rückgangs wieder spürbar erhöht – auch weil die wirkungsreichen Hilfsangebote und Therapien nicht stattfinden konnten und die soziale Kontrolle im Homeoffice geringer war.

Teure Schachteln, mehr illegale Zigaretten in Frankreich

Die Werbung zu verbieten und selbst nicht mehr in der Öffentlichkeit negativ aufzufallen, das war für die Politik das eine. Das andere lag auch auf der Hand, man kannte es vom Alkohol: die Steuern anheben, also das Rauchen teurer machen. In Frankreich kostet eine Packung inzwischen mehr als zehn Euro, hierzulande sind es acht. Vor 20 Jahren zahlten Raucher noch 3,20 Euro, vor zehn Jahren 5,20 Euro. Klar war immer: Jede Verteuerung soll langsam erfolgen, lieber Jahr für Jahr in kleinen Schritten, damit es die Menschen nicht zu sehr merken. Denn ab einem gewissen Preis würden auch die treuesten Steuerzahler zur geschmuggelten Ware greifen.

Genau diesen Kipp-Punkt hat Frankreich erreicht und das sollte auch der deutschen Politik zu denken geben. Unser Nachbarland ist ein Hort der illegalen Zigaretten geworden, in keinem anderen EU-Land wird mehr geschmuggelte oder illegal hergestellte Ware verkauft: rund 17 Milliarden Zigaretten waren es 2022, wie die Wirtschaftsprüfer und Berater von KPMG ausgerechnet haben – 1,8 Milliarden mehr als 2021. Diese Zahl wird übrigens erhoben, in dem man weggeworfene Packungen untersucht. Auch wenn die Fälschungen dem Look der Originale immer ähnlicher werden: Wer will, erkennt, welche Ware „legal“ ist und welche nicht.

Zigarettenschmuggel ist kein neues Phänomen, aber es gibt eine wesentliche Veränderung im System – abgesehen von der erhöhten Bereitschaft, nicht zehn Euro bezahlen zu wollen: Früher standen die Produktionshallen für illegale Zigaretten außerhalb der EU, was den Schmuggel teuer machte. Inzwischen stehen sie überall auf dem Kontinent: Allein 2022 wurden in 18 EU-Ländern 143 illegale Zigarettenfabriken entdeckt.

Deutschland bei illegalen Zigaretten auf Platz fünf

Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zwar hat das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung im vergangenen Jahr 531 Millionen Zigaretten beschlagnahmt. Laut der Berechnung von KPMG wurden im selben Zeitraum in der EU aber knapp 36 Milliarden illegalen Glimmstängel geraucht. Geschätzte 11 Milliarden Euro Steuergeld hätten sie den Staaten gebracht. Geld, das nun fehlt – auch weil man die Steuern so stark erhöht hat.

Deutschland liegt laut KPMG beim Konsum illegaler Zigaretten auf dem fünften Rang, was vergleichsweise weit hinten ist angesichts der Größe des Landes und des überdurchschnittlichen Raucheranteils. Vielleicht liegt es auch daran, dass Zigaretten nicht so teuer sind wie in Frankreich. Vielleicht sind wir auch anständiger: Denn wer eine Schachtel geschmuggelte Zigaretten kauft, betrügt nicht nur den Staat beziehungsweise die ehrlichen Steuerzahler. Er oder sie unterstützt damit auch das organisierte Verbrechen.

Illegale Zigaretten vergiften ihre Raucher

Zudem sind illegal produzierte Zigaretten ein noch viel größeres Gesundheitsrisiko: Fälschungen enthalten deutlich höhere Konzentrationen schädlicher Substanzen. Proben fanden fünfmal so viel Cadmium wie in Originalmarken. Das Schwermetall kann die Lungen schwer schädigen und steht auch in Zusammenhang mit Nierenleiden. Illegale Zigaretten enthielten in Tests außerdem sechsmal so viel Organ- und Nervenschäden verursachendes Blei. Außerdem wurden überproportional viel Arsen nachgewiesen, das das Risiko für Lungen-, Leber- und andere Krebsarten erhöht. Die gefälschten Zigaretten enthielten 160 Prozent mehr Teer, 80 Prozent mehr Nikotin und 133 Prozent mehr Kohlenmonoxid als Originale.

Apropos Gesundheit: Dass der Preis nicht das beste Mittel ist, um die eigene Bevölkerung zum Umdenken zu bewegen, zeigt auch das Gegenbeispiel Schweden: Bei den Skandinaviern kostet die Schachtel sechs Euro – und dennoch kauft sie kaum noch einer. Das Land gilt als rauchfrei. Stattdessen schieben sich die Schweden Snus unter die Unterlippe, kleine Beutel mit Tabak. Leider ist das für Deutschland keine Alternative: Die EU hat es verboten, Schweden genießt aus historischen Gründen eine Sonderrolle.

Der Beitrag „Immer mehr Europäer vergiften sich mit illegalen Zigaretten selbst“ stammt von WirtschaftsKurier.



Zum Autor
#Immobilien #Steuern #Aachen