„Viele Verbraucherinnen und Verbraucher stehen aufgrund der hohen Energiepreise finanziell unter Druck, sagt Michael Knobloch, Vorstand der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH).
Bei 67 Prozent der Mieter am Beispiel Hamburg sind die Energie- und damit auch die Nebenkosten 2022 gestiegen, heißt es im neuesten Verbraucherschutz-Pegel der Verbraucherschutzbehörde und der VZHH.
Und das, obwohl die Preise für Energie zuletzt gesunken sind. Der niederländische Index TTF, der als Referenz für den europäischen Gaspreis gilt, lag am 24. März bei 41,09 Euro – so niedrig wie zuvor letztmals im Januar 2022. „Die Verbraucherzentrale Hamburg fordert die Versorger auf, sich nicht hinter den Preisdeckeln zu verstecken und die günstigeren Preise wenn möglich unmittelbar an die Kunden weiterzugeben“, sagt Knobloch.
In Hamburg liegt der Anteil an Indexmieten schon bei 17 Prozent
Fünf von zehn Hamburgern brächte die Teuerung in wirtschaftliche Turbulenzen, heißt es in der repräsentativen Umfrage. Besonders große Schwierigkeiten hätten diejenigen Mieter, die noch ein weiteres Problem betrifft: die Indexmiete.
Deren Anteil liege in Hamburg mittlerweile bei 17 Prozent. Bei jungen Mietern zwischen 17 und 34 Jahren sei der Anteil solcher Mietverhältnisse, die die Mieten an die Lebenshaltungskosten koppeln, dreimal höher als bei 50- bis 70-Jährigen. Bei 21 Prozent sei eine Staffelmiete vereinbart. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat in ihrem Mietvertrag keine solche festgelegte Erhöhung.
Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) ist alarmiert: „Die Teuerung schlägt voll auf Hamburgs Mieter durch. Viele haben finanzielle Sorgen oder wirtschaftliche Probleme. Preissprünge, wie wir sie gerade auch bei den Indexmietverträgen sehen, können viele Mieter nicht verkraften.“ Noch mehr Menschen drohe ansonsten die Überschuldung.
„Indexverträge wirken sich preistreibend auf den Mietenspiegel aus“
Eine reale Gefahr ist das bereits für fünf Prozent aller Befragten – sie sind mit ihrer Miete in Rückstand. Bei Mietern mit niedrigem Einkommen sind es neun Prozent.
Wer mindestens die Hälfte des Netto-Einkommens in die Kaltmiete investiert, ist von diesem Problem noch häufiger betroffen (14 Prozent). Der Verbraucherschutz-Pegel zeigt zudem: Indexmieten (15 Prozent) und Staffelmieten (zehn Prozent) führen ebenfalls oft zu Mietrückständen.
Rund 100.000 Verträge mit Indexmieten gebe es in Hamburg bereits, sagt Rolf Bosse, Vorsitzender des Mietervereins. Die Tendenz: steigend. „Da die Inflation an Fahrt aufgenommen hat, stellen Indexverträge für die betroffenen Mieterinnen und Mieter eine große Belastung dar und wirken sich auch preistreibend auf den Mietenspiegel aus.“
Bei 59 Prozent der Befragten sei die Kaltmiete gestiegen, zumeist kamen die Erhöhungen im vergangenen Jahr. In vier von fünf Fällen müssten Mieter bis zu 100 Euro mehr zahlen. Bei rund 50 Prozent habe es die Erhöhung als Anpassung an den Hamburger Mietspiegel gegeben.
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