Grunderwerbssteuereinnahmen sinken: Der Einbruch am Immobilienmarkt kostet Finanzämter Milliarden
Nach Jahren des Booms haben Inflation und Zinssprünge Deutschlands Immobilienmarkt abgewürgt. Das spüren jetzt auch die Finanzämter. Ihnen entgehen Milliarden an Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer. Unterdessen pocht die Branche auf Steuersenkungen, um den Markt wieder anzukurbeln.
Deutschlands Immobilienmarkt gerät zunehmend ins Wanken. Erstmals seit Jahren, zeigen diverse Indikatoren, fallen die Preise, zumindest im Schnitt. Während begehrte Immobilien in Ballungsräumen weiter unerschwinglich bleiben, während Hausverkäufer anderswo keine Interessenten mehr finden, erschweren die steigenden Zinsen vielen Bürgern die Finanzierung der eigenen vier Wände.
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So fiel der Immobilienpreisindex der Pfandbriefbanken im ersten Quartal um 3,3 Prozent, verglichen mit dem Frühjahrsquartal 2022. Der Subindex der Gewerbeimmobilien fiel sogar um 8,1 Prozent zum Vorjahr, bei Wohnimmobilien war das Minus mit 2,1 Prozent geringer. Nichtsdestotrotz ist der Trend klar: Seit dem zweiten Quartal 2022 sinken die Preise.
Das deutet auch der Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamts an, der im Schlussquartal des vergangenen Jahres um 3,6 Prozent zum Vorjahr gesunken ist. Das war der erste Rückgang des Indikators seit dem vierten Quartal 2010, so die Behörde. Trotzdem bleibt der Hauskauf für viele Bundesbürger weiter ein Traum, da die Kosten des Zinsanstiegs bei Hypotheken und Baufinanzierungen die Preisrückgänge deutlich übersteigen.
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Das Ende des Booms spürt auch der Staat. Denn den Finanzämtern brechen die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer weg. Im April spülte die Abgabe den Ländern – denen die Grunderwerbssteuereinnahmen voll zufließen – nur noch 904 Millionen Euro in die Kassen, wie der Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums zeigt. Das entspricht einem Minus von fast 34 Prozent zum Vorjahr.
„Der seit dem zweiten Halbjahr 2022 andauernde Einnahmerückgang bei den Ländersteuern setzte sich auch im Berichtsmonat mit einem Minus von rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat fort. Im Wesentlichen war dies auf den anhaltenden Rückgang des Aufkommens aus der Grunderwerbsteuer zurückzuführen“, erklärte das Ministerium.
Nicht überall müssen Hauskäufer gleich viel Grunderwerbssteuer zahlen
Auch in den ersten vier Monaten des Jahres insgesamt gingen die Einnahmen aus der Steuer um gut ein Drittel zurück. Für das Gesamtjahr erwartet das Ministerium zwar noch Einnahmen von rund 13 Milliarden Euro. Das wären allerdings 24,1 Prozent weniger als 2022. Im Vorjahr nahmen die Länder 17,1 Milliarden Euro mit der Steuer ein, 2021 waren es 18,3 Milliarden Euro.
Die Grunderwerbssteuer – nicht zu verwechseln mit der Grundsteuer – fällt in Deutschland beim Grundstücks- und Immobilienkauf an. Deren Bemessung ist Sache der Länder, weshalb es regional massive Unterschiede gibt. Die Steuersätze bewegen sich zwischen 3,5 und 6,5 Prozent. Den bis 2006 einheitlichen Steuersatz von damals 3,5 Prozent haben einige Länder seitdem kräftig erhöht.
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Weil die Grunderwerbseinnahmen an den Ländersteuern einen so gewichtigen Anteil haben, sträuben sich viele Bundesländer gegen eine Senkung dieser Steuer. Genau die aber brauche es, hieß es angesichts des einbrechenden Immobilienmarkts aus der Branche. Dann würden sich wieder mehr Menschen eine Immobilie leisten können, und Kapitalgeber wären dann wieder bereitwilliger, in neuen Wohnraum zu investieren.
„Die Länder müssen ihre Grunderwerbsteuer-Sätze deutlich zurückfahren“
Tomas Peeters, Vorsitzender des Baufinanzierungs-Spezialisten Baufi24 forderte beispielsweise, beim Ersterwerb gleich ganz auf die Steuer zu verzichten . Deutschland könne sich dabei an anderen Ländern orientieren:„Die Nebenkosten beim Immobilienerwerb machen in den Niederlanden kaum ein Drittel des deutschen Niveaus aus. Die Grunderwerbsteuer liegt bei lediglich zwei Prozent – für Käufer unter 35 Jahren entfällt sie ganz, was jungen Familien den Traum vom Eigenheim erleichtern soll.“
Erst am Freitag forderte indes Andres Mattner , Präsident des Verbands Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA), ähnliche Maßnahmen. „Die Länder müssen ihre Grunderwerbsteuer-Sätze deutlich zurückfahren und Kommunen Gewinnabschöpfungsmodelle ad acta legen.“ Das deutliche Minus bei den Grunderwerbssteuereinnahmen zeuge davon, wie dramatisch es bereits um den Markt stehe. „Der Rückgang gibt uns eine Ahnung, welch gravierende Lücken der drastische Rückgang beim Wohnungsbau bald gesamtwirtschaftlich reißen wird.“
Laut Mattner schade sich der Staat nur selbst, wenn nichts unternommen werde. „Geht der Wohnungsbau tatsächlich bald gegen null, dann gibt es keine Investitionen, an denen der Staat durch Steuern partizipieren kann – und gleichzeitig rücken neue Wohnungen in noch weitere Ferne“, warnt Mattner.
Tatsächlich verliert der Staat sogar doppelt, wenn die hohe Steuerlast den Wohnungsbau weiter ausbremst, erklärt Mattner. Denn ebenso wie bei der Grunderwerbssteuer fielen auch die Einnahmen bei der Umsatzsteuer im April merklich. Und die Steuer speise sich auch durch die Bautätigkeit.
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