48-Stunden-Warnstreik: Busse und Straßenbahnen in Bremen stehen still
Dienstag, 02. Mai 2023, 20.18 Uhr: Seit Dienstagfrüh fährt nichts mehr: Noch bis Donnerstagmorgen (3.00 Uhr) sollen Busse und Straßenbahnen in Bremen still stehen. Beschäftigte des Bremer Verkehrsbetriebs BSAG befinden sich in einem Warnstreik. „Alles ist wie geplant angelaufen“, sagte ein Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Verdi hatte zu dem Warnstreik aufgerufen.
Verdi will mit dem Streik vor der fünften Runde in den Tarifverhandlungen mit der Bremer Straßenbahn AG am 9. Mai den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Das jüngste Angebot hatten die Verdi-Verhandlungsführer abgelehnt, weil es keine wettbewerbsfähigen Löhne biete. Es reiche nicht aus, um Gehaltslücken zu anderen Nahverkehrsunternehmen zu schließen.
„So kann weder das Personal gehalten noch dringend benötigte neue Beschäftigte gewonnen werden“, sagt Franz Hartmann, Gewerkschaftssekretär bei Verdi. Damit gefährde man auch die geplante Verkehrswende. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne um 600 Euro ab März 2023. Die Ausbildungsvergütung soll monatlich um 278 Euro steigen.
Der Nahverkehr anderer Anbieter wie der Deutschen Bahn, der Nordwestbahn und der Busgesellschaften aus dem Bremer Umland ist nach Gewerkschaftsangaben nicht betroffen. Am Mittwoch ist eine Kundgebung von Arbeitskräften der BSAG und EVG geplant. Die Teilnehmenden wollen sich gegen 9.30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz am Bremer Hauptbahnhof versammeln.
Keine Annäherung bei Galeria-Tarifverhandlung
16.17 Uhr: Auch die vierte Runde der Tarifverhandlungen für die Belegschaft der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof ist nach Angaben der Gewerkschaft Verdi ergebnislos zu Ende gegangen. Nach wie vor gebe es kein verhandlungsfähiges Angebot des Unternehmens, sagte der Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble am Freitag. Vom Warenhauskonzern gab es keine Stellungnahme zu den Verhandlungen.
Der Idee eines Warenhaustarifvertrags mit dauerhaft abgesenkten Entgelten habe die Gewerkschaft eine klare Absage erteilt, sagte Schäuble. „Wir erwarten jetzt ein klares Entgegenkommen und ein verhandlungsfähiges Angebot in der nächsten Runde.“ Ein weiterer Verzicht sei den Beschäftigten nach dem Kaufkraftverlust durch die Inflation und Energiepreissteigerungen der letzten Monate nicht zuzumuten. Die fünfte Verhandlungsrunde soll am 25. Mai 2023 in Frankfurt am Main stattfinden.
In den vergangenen Wochen hatten Beschäftigte in zahlreichen Galeria-Filialen mit Warnstreiks die Gewerkschaftsforderung nach besseren Löhnen und Gehältern unterstützt. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende vergangenen Jahres erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen und befindet sich zurzeit mitten in einem schwierigen Sanierungsprozess. Nach dem von den Gläubigern im Zuge des Insolvenzverfahrens gebilligten Sanierungsplan sollen bundesweit mehr als 40 der zuletzt noch 129 Filialen geschlossen und Tausende Arbeitsplätze abgebaut werden.
Gewerkschaft EVG: „Wir könnten die Bahn wochenlang lahmlegen“
Freitag, 28. April, 11.16 Uhr: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn Warnstreiks über mehrere Tage angedroht. „Wir könnten die Bahn wochenlang lahmlegen“, sagte Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitag). Beide Seiten warfen sich erneut vor, nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert zu sein. Bahnchef Richard Lutz forderte die EVG auf, „die Verhandlungen unverzüglich fortzusetzen und die Tarifrunde nicht weiter in die Länge zu ziehen“. „Unsere Mitarbeitenden warten auf Geld, unsere Fahrgäste erwarten Lösungen“, sagte Lutz in Berlin vor Journalisten.
Die EVG verhandelt seit Ende Februar mit dem bundeseigenen Konzern über einen neuen Tarifvertrag. Die bisher letzte Gesprächsrunde hatte die DB am Mittwoch für beendet erklärt. Als Grund nannte das Unternehmen auch da eine Weigerung der Gewerkschaft, über das neue Angebot der Bahn für rund 180 000 Beschäftigte zu verhandeln. Es sieht neben einem steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2850 Euro eine stufenweise Erhöhung ab März des kommenden Jahres von insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie acht Prozent für die oberen Lohngruppen vor.
Die Gewerkschaft lehnt das Angebot als nicht verhandlungsfähig ab. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr. Der nächste Verhandlungstermin ist für Ende Mai angesetzt.
Der Tarifkonflikt wurde bereits von zwei Warnstreiks begleitet. Im März legte die EVG im Schulterschluss mit Verdi einen Tag lang große Teile des Verkehrs lahm, betroffen waren neben der Bahn auch zahlreiche Flughäfen und teils der kommunale Nahverkehr. Vor einer Woche streikten dann Beschäftigte bei der Bahn erneut für acht Stunden. Die DB musste stundenlang den Fernverkehr stoppen, auch im Nah- und Regionalverkehr rollte fast kein Zug.
„Zwei Warnstreiks müssten eigentlich reichen, um ein verhandlungsfähiges Lohnangebot zu bekommen“, sagte Ingenschay dazu der „SZ“. Aber die Bahn sei offenbar nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert. „Es ist die Bahn, die die neuen Streiks provoziert“, meinte die EVG-Verhandlerin.
DB-Chef Lutz betonte dagegen, dass das aktuelle Arbeitgeberangebot das höchste der Konzerngeschichte sei. „Damit haben wir unser erstes Angebot mehr als verdoppelt und uns einen riesigen Schritt auf die Gewerkschaft zubewegt.“ Die EVG agiere mit einer Verweigerungshaltung, „die weder sinnvoll noch nachvollziehbar“ sei. „Da stellt sich die Frage: Was denn noch?“
Ein Knackpunkt bei den Verhandlungen ist das Thema Mindestlohn. Rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diesen bislang nur über Zulagen, weil der gesetzliche Mindestlohn in den vergangenen Jahren schneller gestiegen ist als die Tariftabellen. „Bevor wir verhandeln, muss der gesetzliche Mindestlohn von zwölf Euro in der Gehaltstabelle verankert werden“, sagte Ingenschay. „Sonst sind die zehn Prozent Lohnerhöhung für die gut 2500 Mitarbeiter gleich weg.“
Die Bahn lehnt es dagegen ab, die Mindestlohnthematik vorab zu klären, bevor dann in die eigentlichen Tarifverhandlungen eingestiegen wird. Sie bietet stattdessen 13 Euro je Stunde, will diese aber erst ab August 2024 in die Tabellen aufnehmen.
Die nächsten Warnstreiks werden laut Ingenschay länger dauern. „Die Auswirkungen müssen offenbar massiver sein, damit es dem Arbeitgeber wehtut.“ Denkbar sei, dass die EVG nacheinander in unterschiedlichen Regionen Aktionen starte. Oder dass Zugbegleiter und andere Berufsgruppen im Wechsel streiken. Das seien aber alles noch Denkmodelle. „Das System der Bahn ist so fragil, wenn wir da ein paar Stellwerke rausnehmen, dann bricht alles zusammen“, sagte Ingenschay.
Verdi ruft Beschäftigte des TÜV Bund zum Warnstreik auf
Donnerstag, 27. April, 9:29 Uhr: Beim TÜV Bund arbeiten den Angaben zufolge etwa 7000 Tarifbeschäftigte im Inland. Die Gewerkschaft Verdi fordert im Kern 12 Prozent mehr Lohn als Inflationsausgleich. Von den Streiks betroffen sind die Standorte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hessen, im Saarland und in Berlin-Brandenburg.
Nächster Warnstreik im Nahverkehr soll Regiobus in Hannover treffen
Mittwoch, 26. April, 07.16 Uhr: Fahrgäste etlicher Buslinien in und um Hannover müssen sich am Mittwoch auf Ausfälle und Verspätungen einrichten. Im Rahmen erneuter bundesweiter Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr hat die Gewerkschaft Verdi Beschäftigte der Regiobus Hannover GmbH aufgerufen, vom Betriebsbeginn bis zum Betriebsschluss ihre Arbeit niederzulegen. Betroffen sind laut der Ankündigung neben der zentralen Verwaltung in der Georgstraße die Betriebshöfe Burgdorf, Eldagsen, Mellendorf, Neustadt und Wunstorf. Die Belegschaften wollen sich demnach zu Versammlungen treffen. Auch in anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen sind Aktionen geplant.
EVG lehnt weiteres Angebot ab – Bahn soll am Dienstag nachlegen
16.40 Uhr: Im Tarifstreit bei der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft EVG ein weiteres Angebot des Konzerns zurückgewiesen. Die Arbeitgeberseite solle nun „im Laufe des Tages nachbessern“, forderte Verhandlungsführer Kristian Loroch am Dienstagnachmittag in Fulda. Das Angebot sei nicht verhandlungsfähig.
Die Bahn hatte in den bis zu diesem Zeitpunkt mehreren Stunden dauernden Gesprächen 10 Prozent mehr für die unteren und mittleren Lohngruppen und 8 Prozent für die oberen vorgeschlagen. Zudem soll es stufenweise eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro geben.
„Das ist ein Riesenpaket, das sich am Volumen des öffentlichen Dienstes orientiert“, argumentierte Personalvorstand Martin Seiler. „Unser bahnspezifisches Angebot beinhaltet auch eine starke soziale Komponente, indem wir die Gehälter der unteren und mittleren Lohngruppen besonders stark erhöhen.“ Demnach zogen sich am Dienstagnachmittag beide Tarifparteien für interne Beratungen zurück. „Wir sind da, wir sind verhandlungsbereit, und wir sind lösungsbereit“, betonte Seiler.
Laut EVG bedeutet das Angebot für jeden Beschäftigten mindestens rund 150 Euro mehr im Monat. Die Gewerkschaft fordert allerdings 650 Euro mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr.
Knackpunkt der Verhandlungen bleibt der Gewerkschaft zufolge die Frage des Mindestlohns. Das Thema sei nach wie vor nicht geklärt, sagte Loroch. Wenige Tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diesen beim Unternehmen lediglich über Zulagen.
In welchen Städten am Mittwoch weder Bus noch Bahn fahren
Dienstag, 25. April, 6.23 Uhr: Nachdem am Montag die Flughäfen Berlin-Brandenburg und Hamburg bestreikt wurden, soll es in insgesamt fünf Bundesländern am Mittwoch mit einem Streik im öffentlichen Nahverkehr weitergehen. Dadurch soll der Druck in den Tarifverhandlungen erhöht werden.
Der Warnstreik beginnt in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um Punkt Mitternacht. Das Ende erfolgt dann 23 Stunden später nach Ende der ursprünglichen Spätschicht.
Hier erfahren Sie, in welchen Städten der Nahverkehr lahmgelegt wird.
Mehr Informationen zu den Warnstreiks lesen Sie auf den nächsten Seiten.
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