Nun macht Netflix Nägel mit Köpfen. Ursprünglich wollte Netflix das sogenannte Account Sharing bereits Ende März 2023 einstellen. Aus technischen Gründen wurde das Ende nun auf Ende Mai verschoben. Schon in wenigen Tagen könnten einige Netflix-Accounts nicht mehr funktionieren.
Der Streamingriese hat seine Kunden in der App bereits über die Änderung informiert. Wer seinen Account mit anderen Haushalten teilt, muss dann dafür bezahlen. Für eine Person, die nicht mit dem zahlenden Account-Inhaber unter einem Dach lebt, sollen 4,99 Euro pro Monat fällig werden. Netflix verspricht sich davon höhere Einnahmen.
Wer ist von der Maßnahme betroffen?
Das US-Unternehmen geht davon aus, dass in rund 100 Millionen Haushalten der Dienst mit fremden Zugangsdaten genutzt wird. Gemessen an den 232,5 Millionen zahlenden Kunden im letzten Quartal ist das ein hoher Anteil.
Oft nutzen beispielsweise Kinder den Account der Eltern weiter, wenn diese ausziehen – oder Freunde teilen sich einen Zugang, um Geld zu sparen. In diesen Fällen funktioniert das Abo-Sharing nicht mehr – oder die Mitbenutzer müssen zahlen.
Netflix hatte das Teilen von Zugangsdaten lange toleriert. Inzwischen gibt es im Videostreaming-Geschäft aber generell einen verstärkten Fokus auf Profitabilität, nachdem die vielen Anbieter jahrelang auf der Jagd nach höheren Nutzerzahlen waren. Keiner der Konkurrenten geht allerdings so konsequent wie jetzt Netflix gegen das Teilen von Accounts vor.
Netflix rechnet damit, dass die Nutzerzahlen mit der Änderung zunächst sinken könnten. In Kanada gingen die Zahlen zum Beispiel stark zurück, mittlerweile erreiche der Dienst aber mehr zahlende Nutzer und höhere Einnahmen als zuvor.
Wie Sie weiterhin Ihren Account bei Netflix kostenlos teilen können
Das Teilen ist bei Netflix nur noch gegen Aufpreis möglich. Allerdings nicht in allen Tarifen. Extra-Mitglieder“ müssen sich zudem bei der ersten Anmeldung aus Deutschland einloggen. Nur dann klappt das Teilen reibungslos. Befindet sich einer der beiden Accounts bei der Anmeldung im Ausland, kommt es zur Fehlermeldung.
Die Mitgliedschaft wird von der Person bezahlt, die das Zusatzmitglied zur gemeinsamen Nutzung eingeladen hat.
Beim Premium-Account, der 17,99 Euro im Monat kostet, können bis zu zwei „Extra-Mitglieder“ (je 4,99 Euro) hinzugefügt werden. Für die drei Haushalte fallen dann monatlich 27,97 Euro an. Werden die Kosten privat geteilt, ergeben sich anteilige Kosten von jeweils 9,33 Euro.
Im Standard-Account, der 12,99 Euro pro Monat kostet, ist nur ein zusätzlicher Platz (für je 4,99 Euro) vorgesehen. Die Kosten belaufen sich dann auf 17,98 Euro pro Monat. Teilen sich zwei Haushalte privat die Kosten, sind es für jeden 8,99 Euro.
Beim Basis-Account für 7,99 Euro ist das Hinzufügen weiterer Mitglieder nicht möglich. Auch bei der Werbeversion für 4,99 Euro ist es nicht möglich, den Account zu teilen.
Netflix verspricht, dass „Extra-Mitglieder“ den Account in den Tarifen „Premium“ und „Standard“ nutzen können, wenn sich einer der Accounts im europäischen Ausland im Urlaub befindet.
Welche Leistungen bekommen Zusatzmitglieder für 4,99 Euro?
Das Angebot unterscheidet sich im Detail. Auf Reisen und im Urlaub können Zusatzmitglieder weiterhin Netflix schauen. Allerdings immer nur auf einem Gerät. Auch die Qualität bleibt unverändert.
Unterschiede gibt es bei den Profilen und beim gleichzeitigen Fernsehen. „Zusätzliche Mitglieder können Netflix über ihren Account auf jedem Gerät abspielen, aber nur auf einem Gerät gleichzeitig“, betont Netflix. Zudem können Zusatzmitglieder zwar Titel herunterladen, diese aber immer nur auf einem Smartphone oder Tablet wiedergeben. Extra-Mitglieder können zudem nur ein Profil haben und keine weiteren Profile anlegen. Wollen Zusatzmitglieder also ein Erwachsenen- und ein Kinderprofil anlegen, benötigen sie einen eigenen Netflix-Zugang.
Folgen nun auch andere Streaming-Anbieter?
Als Pionier konnte sich Netflix zunächst nahezu ungehindert auf dem Video-Streaming-Markt etablieren. Doch inzwischen wächst die Konkurrenz – unter anderem von Disney, Amazon, Apple sowie Warners HBO Max. Hatte Gründer und Co-Chef Reed Hastings noch vor wenigen Jahren mit einem Anflug von Arroganz das Onlinespiel „Fortnite“ als schärfsten Konkurrenten genannt, räumt er heute ein, dass die Konkurrenz „einige sehr gute Filme und Serien herausgebracht hat“.
Mit Spannung werden die Veränderungen bei Netflix von der Konkurrenz erwartet. Es wird bereits spekuliert, dass auch andere Anbieter gegen das Teilen von Abonnements vorgehen könnten.
Bei Disney+, Paramount+, Amazon Prime Video können teilweise bis zu vier Personen – aus verschiedenen Haushalten – Serien und Filme sehen. Bei RTL+, Joyn und Sky ist Abo-Sharing zwar nicht erwünscht, optional können aber – je nach Tarif – mehrere Profile gleichzeitig das Film-, Serien- und Sport-Angebot streamen.
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