Ich hätte so gern mehr HAUSfrauen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Und nein, ich fordere nicht, dass Frauen zurück an den Herd sollen. Das „HAUS“ in HAUSfrauen ist bewusst in Versalien geschrieben, denn ich wünsche mir mehr Immobilienbesitzerinnen. 2022 wurden gerade einmal elf Prozent aller Immobilienfinanzierungen der Interhyp Gruppe von Frauen abgeschlossen. Dagegen stehen 18 Prozent alleinfinanzierende Männer – fast doppelt so viele wie Frauen. Die anderen 71 Prozent der Finanzierungen haben Paare abgeschlossen.
Der geringe Frauenanteil ist schade, allerdings wenig überraschend. Denn der Gender Pay Gap zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Thema. Frauen verdienen weniger, arbeiten häufiger in Teilzeit und haben dementsprechend weniger Geld zur Verfügung.
Teil der Wahrheit ist aber auch: Frauen befassen sich zum Teil noch immer nicht mit Finanzthemen oder unterschätzen sich selbst und ihre Möglichkeiten. Es gibt viele Studien zum Thema Frauen und Geldanlage und sehr häufig haben diese ergeben, dass Frauen bei der Geldanlage sehr erfolgreich sind, zum Teil sogar erfolgreicher als Männer. Eine Studie der ING aus dem Jahr 2021 hat gezeigt: Weibliche Privatanleger waren mit durchschnittlich 22,5 Prozent Rendite erfolgreicher als männliche Anleger mit 21 Prozent. Will heißen: Wenn sich Frauen mit dem Thema Geldanlage befassen, sind sie dabei häufig sehr erfolgreich.
Deshalb gibt es keinen Grund, die Immobilie als Geldanlage nicht einmal für sich durchzurechnen und zu schauen, ob es möglich wäre. Außerdem kann man bei Immobilien klein anfangen, zum Beispiel indem man eine Ein-Zimmer-Wohnung als Kapitalanlage kauft.
Wer jetzt denkt, das sei im aktuellen Umfeld nicht möglich, dem möchte ich mit folgendem Rechenbeispiel Mut machen: Mit einem monatlichen Haushaltsnetto von 3.500 Euro (abzüglich laufender Kredite) wäre im derzeitigen Zinsniveau ein Kaufpreis inklusive Nebenkosten von rund 340.000 Euro möglich. Zusätzlich braucht die Käuferin rund 34.000 Euro Eigenkapital. Den Kredit tilgt sie in dieser Beispielrechnung mit 1,5 %. Und was bekommt sie dafür? In München zum Beispiel die eben beschriebene Ein-Zimmer-Wohnung etwas weiter am Stadtrand aber trotzdem in einer guten Lage, die sie beispielsweise als Kapitalanlage vermieten kann. Gleiches gilt für Hamburg. In Leipzig gibt es für diesen Kaufpreis bereits zwei Zimmer in zentraler Lage.
Trotzdem scheinen die Hürden für den Immobilienkauf vielen als sehr hoch, insbesondere wenn eine Frau alleine eine Immobilie kaufen will. Vermutlich auch, weil man bei einer Immobilie eher an das 200qm Einfamilienhaus denkt als an die Studentenwohnung, die man als Kapitalanlage kaufen kann. Zudem: Wenn es um das Thema Frauen und Finanzen geht, wird häufig über ETFs und Aktien als mögliche Anlageoption gesprochen. Dabei kann eine Immobilie eine genauso gute Option sein und sie ist eine sichere Anlage. Was Frauen wiederum sehr wichtig ist, laut einer Studie vom Bankenverband aus dem Jahr 2019: „Nach wichtigen Kriterien bei der Geldanlage gefragt, stufen 74% der Frauen die ‚Sicherheit‘ als besonders wichtig ein.“
Natürlich ist der aktuelle Immobilienmarkt herausfordernd. Aber er bietet auch Chancen, insbesondere für Frauen. Warum schreibe ich das?
- Eine (abbezahlte) Immobilie als Teil der Altersvorsorge bietet einem entweder mietfreies Wohnen oder Mieterträge aus einer Kapitalanlage
- Die Immobilie ist noch immer und gerade jetzt ein guter Inflationsschutz
- Es gibt derzeit wieder deutlich mehr Immobilien im Markt
- Kundinnen können von sinkenden und verhandelbaren Kaufpreisen profitieren
- Und sie können Zwischentiefs in der Zinsentwicklung für sich nutzen
Was es dafür braucht? Mut und die Bereitschaft, das Thema anzupacken. Frauen sollten ihre Altersvorsorge in die eigenen Hände nehmen und sie nicht jemand anderem überlassen. Dabei sollten sie sich fragen:
- Was passt zu meiner Lebensplanung?
- Wo und wie will ich leben?
- Was ist mir wichtig?
- Wo stehe ich aktuell?
- Wo werde ich in zehn bis 15 Jahren stehen?
- Passt eine Immobilie in mein Lebenskonzept?
Mit diesem Gedankenspiel haben Frauen bereits viel erreicht, denn sie haben dadurch ein Gefühl, was zu ihnen passt, was sie möchten und können konkret planen. Und wer zu dem Ergebnis kommt, dass eine Immobilie die richtige Entscheidung ist, sollte mit dem Rechnen beginnen. Mit Hilfe von Online-Tools und Online-Informationen bekommen sie ein erstes Gefühl, wie viel sie sich etwa leisten können, welchen Zinssatz sie bekommen, was es alles zu beachten gilt.
Dann geht es in die unabhängige Beratung. Ob sie dann schon ein konkretes Objekt gefunden haben, spielt keine Rolle, es genügt erst einmal der Wunsch nach einer Immobilie, um herauszufinden, wie viel sie sich leisten können und was sie tun müssen, falls der Kauf derzeit noch nicht möglich ist. In diesem Sinne: Nur Mut, es wird sich lohnen!
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#Immobilien #Finanzen #Aachen