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800 Einwohner, fünf Tankstellen : Der „Tankhimmel“, wo der Liter Benzin nur 1,50 Euro kostet

Mitten in der Schweiz liegt eine kleine Gemeinde, die vor allem mit einem Schlagzeilen macht: billigen Benzinpreisen. Längst ist Samnaun als „Tankhimmel“ bekannt, die Einwohner profitieren vom Tank-Tourismus. Doch das Geschäftsmodell stößt an seine Grenzen.

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In der Schweizer Gemeinde Samnaun kann man vor allem zwei Dinge tun: tanken und einkaufen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls, wer den Ortsnamen bei Google eingibt. „Samnaun Shopping“ oder „Samnaun tanken“ sind nur zwei der Kombinationen, die die Suchmaschine vorschlägt.

Und das ist kein Zufall. Samnaun, ein winziger Ort in den Alpen, gilt als „Tankhimmel“. Ein Liter Benzin kostet dort knapp 1,50 Euro, Diesel um die 1,60 Euro. Das lässt sich auf der Webseite des Einkaufszentrums „Acla da Fans“ nachlesen.

Spannend, aber gerade keine Zeit?

Samnaun ist ein sogenanntes Zollausschlussgebiet, bis vor 90 Jahren war das Bergdorf ausschließlich über Österreich zu erreichen. Der zollfreie Status sollte eigentlich nur so lange erhalten bleiben, bis eine direkte Verbindungsstraße in die Schweiz existiert.

Doch auch nach deren Eröffnung im Jahr 1912 blieb alles beim Alten. Weil durch das Sonder-Label die Mineralölsteuer wegfällt, sind Benzin und Diesel in dem 800-Einwohner-Ort deutlich günstiger als in der übrigen Schweiz und im benachbarten Ausland.

Tank-Tourismus: Samnaun nimmt jährlich 1,5 Millionen Euro Steuern ein

So kommt es, dass so gut wie jeden Tag Deutsche und Österreicher das Alpendorf besuchen, um ihre Fahrzeuge vollzutanken. Wie das „Schweizer Radio und Fernsehen“ (SRF) berichtet, füllen viele den Sprit nicht nur in ihre Autos, sondern auch in Kanister. Als Nachschub, sozusagen.

„Tanktourismus gibt es generell zwischen grenznahen Regionen“, sagt der Schweizer Tourismusforscher Frieder Voll im Gespräch mit FOCUS online. Er arbeitet an der Fachhochschule Graubünden, zu seinen Schwerpunkten gehören Verkehr, Agrotourismus und nachhaltige Entwicklung im Tourismus.

Weil die Spritpreise durch den Ukraine-Konflikt stark schwanken, kann es sich laut dem Experten lohnen, im Ausland zu tanken. „Samnaun ist aber sehr speziell, da es sich um ein Zollfreigebiet handelt und man dort natürlich mit ganz besonders tiefen Preisen arbeitet“, sagt Voll.

Er betont auch, dass die 800-Einwohner-Gemeinde mit ihren fünf Tankstellen sehr abgeschieden liegt. Die Anfahrt lohnt sich also nicht für jeden.

Trotzdem: Bisher profitiert Samnaun vom Tank-Tourismus. 1,5 Millionen Euro nimmt die Gemeinde jährlich an Gewerbesteuern durch den Treibstoffhandel ein, heißt es in einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Bilder der Ortschaft zeigen außerdem zahlreiche exklusive Uhren-, Schmuck- und Spirituosengeschäfte.

„Einkaufstourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig“

Denn auch das gehört zur DNA der 800-Einwohner-Gemeinde. In den 50 Duty-Free-Shops können Besucher teure Produkte zu vergleichsweise niedrigen Preisen kaufen. Für manche Artikel ergibt sich ein Preisvorteil von bis zu 50 Prozent, schreibt das „SRF“.

„Der Einkaufstourismus ist für Samnaun ein wichtiger Wirtschaftszweig, sowohl für die Detailhändler, die Shops und Tankstellen betreiben, als auch für die Gemeinde und den Ferientourismus“, erklärt Gemeindepräsident Karl Jenal im Gespräch mit FOCUS online. Die Zollfreiheit beschreibt er dabei als „USP, also Alleinstellungsmerkmal“.

Doch wie lange die Geschäfte im Einkaufsparadies Samnaun noch florieren, ist unklar. Shopping-Eldorados sind heute nicht mehr das, was sie noch vor 20 Jahren waren. Längst lässt sich fast alles, was das Herz begehrt, günstig übers Internet kaufen.

„Durch den Online-Handel ist der Verkauf verschiedener Produktgruppen stark eingebrochen“, sagt Jenal. Das zeigen auch Zahlen, die die „Süddeutsche Zeitung“ veröffentlichte. Demnach belief sich der Umsatz der Duty-Free-Händler in dem Bergdorf 2010 auf knapp 120 Millionen Franken. Acht Jahre später waren es „nur“ noch 88 Millionen.

Gemeindepräsident hält Treibstoffhandel für „Auslaufmodell“

Auch mit dem Tank-Tourismus könnte es bald bergab gehen. Arno Jäger, ehemaliger Gemeindevorstand und Dorfhistoriker, prophezeite im Gespräch mit dem „SRF“ einen massiven Einbruch – wegen der Verkehrswende.

Wer im Elektroauto unterwegs ist, braucht schließlich kein billiges Benzin. Womöglich verirrt sich so jemand gar nicht erst in den 800-Einwohner-Ort.

Jäger glaubt, dass Touristen, die in Samnaun Benzinkanister füllen, „zunehmend der Vergangenheit angehören werden“. Und auch Gemeindepräsident Jenal sagte der „Süddeutschen Zeitung“, der Treibstoffhandel sei ein „Auslaufmodell“. Die Verkehrswende werde Samnaun verändern, wenn auch nicht sofort.

Tourismusforscher Voll findet trotz allem, dass Samnaun mit einem „sehr facettenreichen Themenstrauß um Gäste wirbt“. Schließlich gehört die 800-Einwohner-Gemeinde auch zur Silvretta Arena, einem der größten Skigebiete der Alpen.

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Samnauns Einwohner denken über neue Geschäftsmodelle nach

„Dank der Höhenlage ist Samnaun schneesicherer als andere Skigebiete“, sagt Gemeindepräsident Jenal. Seiner Meinung nach ein „nicht zu unterschätzendes Argument im internationalen Wettbewerb“.

Er glaubt außerdem, dass der Ferientourismus in Samnaun „künftig einen noch höheren Stellenwert bekommen kann, insbesondere der Sommertourismus“. Luxus-Immobilien, die gerade gebaut werden, könnten dazu beitragen. So soll in Samnaun laut „SRF“ ein Fünf-Sterne-Hotel entstehen. Die Eröffnung ist im Dezember geplant.

Gut möglich also, dass Samnaun in ein paar Jahren ein ganz neues Image hat. Und die Gemeinde nicht nur als Paradies für Schnäppchenjäger, sondern auch als Rückzugsort für wohlhabende Touristen bekannt ist.

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sca/



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