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Verbraucher wie Sparer leiden seit mehr als einem Jahr unter der heftigsten Inflation seit Jahrzehnten. Geld entwertete sich so schnell wie lange nicht mehr. Investmentexperten rieten darum – wie auch in den Jahren davor – zu Sachwerten, um der Teuerung zu trotzen.

An erster Stelle standen dabei Aktien. Doch auch andere Sachwerte erlebten einen Zufluss an Anlegern, Immobilien beispielsweise. Wenige Anlageklassen aber können dabei mit dem Hype um Luxusuhren aus zweiter Hand mithalten.

Zeitweise schlugen Patek Philippe, Rolex und Co. den Aktienmarkt deutlich. Wie Bloomberg im Mai unter Berufung auf eine Analyse der Boston Consulting Group und der Verkaufsplattform Watchbox berichtete, legte eine Auswahl der beliebtesten Uhren zwischen August 2018 und Januar 2023 pro Jahr um satte 20 Prozent im Wert zu. Der marktbreite US-Index S&P 500 kam indes nur auf eine jährliche Rendite von acht Prozent.

Besonders 2021, mitten in der Pandemie, outperformten die teuren Zeitmesser. Der Grund dafür: Insbesondere jüngere Konsumenten steckten daheim fest, hatten durch die Hilfsmaßnahmen der US-Regierung, inklusive Direktzahlungen an die Bürger, aber plötzlich Liquidität zur Verfügung – und entdeckten das Uhrensammeln als Zeitvertreib.

Dadurch stiegen die Preise 2021 allein um satte 27 Prozent an, fünfmal stärker als der S&P 500, und auch erheblich mehr als andere Luxusanlagen, wie etwa Kunst, Handtaschen, Schmuck oder Autos. Allerdings zeigen die Daten der Boston Consulting Group auch, dass sich der Markt für gebrauchte Luxusuhren seit dem Rekordhoch im März 2022 eintrübt.

Vor allem die teuersten Uhren fallen massiv im Wert

Nun ist gar eine regelrechte „Rolex-Rezession“ da, wie „ Markets Insider “ jüngst schrieb. Der WatchCharts-Marktindex – Preisbarometer für einen Korb aus 60 Uhren-Modellen – verlor seit dem Hoch im März 2022 ein Drittel seines Werts. Gebrauchte Rolex-Uhren fielen um 27 Prozent im Wert.

Nicht alle Uhren litten dabei gleich unter dem Ausverkauf, so der Bericht. Vor allem die teuersten Chronometer im Preisbereich zwischen 50.001 und 100.000 US-Dollar verloren an Wert, und zwar 15 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. In den Bereichen 10.001 bis 20.000 Dollar sowie 5001 und 10.000 Dollar ging es nur um 10,4 respektive 6,8 Prozent nach unten. Der S&P 500 indes legte in den vergangenen zwölf Monaten gut acht Prozent zu.

Als gewichtigster Faktor für den Ausverkauf werde, so „Markets Insider“, die aggressive Geldpolitik der Notenbanken vermutet. Die US-Notenbank Federal Reserve hob die Leitzinsen angesichts der horrenden Inflation nach der Pandemie ganze zehn Mal in Folge an. Auch ihr europäisches Pendant, die EZB, hob die Zinsen neun Mal hintereinander an.

Der Leitzins in den USA stieg so seit März 2022 von praktisch null bis zuletzt auf einen Korridor von 5,25 bis 5,50 Prozent. Auf Sachwerte wie Aktien wirken steigende Zinsen meist negativ. Einerseits verteuern sich Finanzierungen allgemein, also auch für Unternehmen. Auf der anderen Seite gewinnen Anleihen wieder an Attraktivität. Zehnjährige US-Bonds rentierten zuletzt mit über vier Prozent pro Jahr so gut wie seit der großen Finanzkrise nicht mehr.

„Investoren sparen mehr und investieren weniger Geld in Luxusgüter“

Die Börsen trotzten der Zinslawine bislang aber erstaunlich gut – Luxusuhren dagegen nicht. „Höhere Zinsen haben Ängste vor einer konjunkturellen Schwächephase geschürt und Investoren dazu veranlasst, mehr zu sparen und weniger Geld in Luxusgüter zu investieren“, schrieb „Markets Insider“. Allerdings scheint die Stimmung nur bei zweitgehandelten Luxusgütern so schlecht zu sein. Denn die Aktien der Branche selbst bleiben beliebt. Der S&P Global Luxury Index, der 80 der größten, öffentlich gehandelten Luxuskonzerne der Welt umfasst, stieg in den vergangenen zwölf Monaten um 17,5 Prozent und damit sogar noch etwas stärker als der S&P 500.

Ein weiteres interessantes Detail: Obwohl es keine augenscheinliche Verbindung zwischen den Märkten gibt, darbt neben Luxusuhren noch eine weitere, alternative Assetklasse – Kryptowährungen. Bitcoin als größte und bekannteste Kryptowährung erholte sich zwar teilweise von den Verlusten des Jahres 2022. Ohne Bitcoin aber ist der Markt seit März 2022 um rund 40 Prozent geschrumpft. Laut Bloomberg bestehe zwischen den Preisen der digitalen Währungen und gebrauchten Luxusuhren eine Korrelation.

Wie lange die „Rolex-Rezession“ anhält, bleibt fraglich. Dem Markt für gebrauchte Luxusuhren wird noch ein massives Wachstum prognostiziert. Die Schweizer Uhrenberatung LuxeConsult schätzt, dass der Markt bis 2033 auf ein Volumen von 85 Milliarden Dollar anwächst und damit sogar den Primärmarkt für edle Chronometer überholt. 2022 setzte selbiger rund 55 Milliarden Dollar um, während der Gebrauchtmarkt auf 24 Milliarden Dollar anwuchs.



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