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Was verbietet die EU?

Die EU verbietet das von Neobrokern genutzte „Payment for Orderflow“. Nach diesem Modell erhalten Broker eine Gebühr dafür, bestimmten Börsenbetreibern Kunden zuzuschaufeln. Statt vieler Börsenmärkte bieten Neobroker Anlegern daher weniger, teils nur einen Markt für Aktiengeschäfte an. Eben die Märkte, von denen sie Gebühren bekommen.

Kunden bringt das Modell ähnliche Nachteile, als wenn sie ihr Auto nur noch bei einem Autohaus kaufen können: kein Preisvergleich, kein Wettbewerb unter Anbietern. Oft zahlen sie daher für Aktien etwas mehr, als sie müssten, wenn sie aus allen Märkten wählen könnten: Aktien kosten an allen Börsen geringfügig unterschiedliche Preise. Wer die günstigste wählt, spart Geld.

Die EU will die Konkurrenz zwischen Börsenplätzen sichern. Das Verbot von Payment for Orderflow soll Anlegern Zugang zu mehr Märkten eröffnen und so Preisvergleiche erleichtern.

Was ist ein Neobroker?

Depotanbieter unterteilen sich in drei Gruppen:

  • Klassische Filialbanken wie Sparkassen: In der Regel am teuersten, aber mit persönlicher Beratung.
  • Direktbanken wie ING DiBa und Consorsbank: Reine Onlinebanken ohne Filialen. Günstiger, aber ohne persönliche Ansprechpartner.
  • Neobroker Trade Republic und Scalable Capital: Ähneln Direktbanken. Keine Filialen, aber günstigere Handelsgebühren und weniger Handelsplätze.

Neobroker sind also Direktbanken, die Payment for Orderflow einsetzen und daher niedrigere Handelsgebühren und weniger Handelsplätze anbieten. Die EU greift mit dem Verbot von Payment for Orderflow auch Neobroker an.

Verteuert das Payment-for-Orderflow-Verbot den Handel?

Ob sich der Handel für Anleger nach dem Ende von Payment for Orderflow vergünstigt oder verteuert, hängt vom Einzelfall und der Ordergröße ab. Wer Zehntausende Euro investiert, handelt wahrscheinlich günstiger. Wer Hunderte Euro anlegt, zahlt wohl drauf. Doch die Unterschiede bleiben gering. Gute Anlageentscheidungen bestimmen weiter den Börsenerfolg, nicht minimale Gebührenänderungen.

Rechenbeispiel:

  • Ein Händler kauft bei einem Neobroker 100 Aktien zu 50 Euro. Dafür zahlt er einen Euro Gebühr. Macht insgesamt 5001 Euro.
  • Auf einem anderen Handelsplatz hätte er die gleiche Aktie für 49,95 Euro gefunden. Die Direktbank, die ihm diesen Platz anbietet, verlangt 4,95 Euro pro Order. Macht insgesamt 4999,50 Euro.
  • Beim Neobroker zahlt der Anleger in diesem Beispiel 1,50 Euro mehr. Bei einem Ordervolumen von 5000 Euro ein verschwindend geringer Unterschied.

Unterschiedliche Gebührenmodelle der Broker erschweren den exakten Vergleich. Viele Neobroker verlangen etwa bei Trades von unter 500 Euro Zusatzgebühren von um vier Euro. Damit schmilzt der Unterschied zu Direktbanken, die häufig um fünf Euro verlangen. Für Anleger geht es also um wenige Euro je Kauf oder Verkauf.

Was bedeutet die Änderung für Neobroker-Kunden?

Deutschland muss die EU-Maßnahme bis zum 30. Juni 2026 umsetzen. Kurzfristig ändert sich für Neobroker-Kunden also nichts.

Langfristig müssen Neobroker ihr Preismodell wohl Direktbanken annähern: höhere Handelsgebühr, im Gegenzug wohl aber mehr Auswahl und daher günstigere Aktienpreise.

Die wichtigste Lektion für Anleger lautet: Wer die Vorteile des neuen Modells nutzen will, muss Börsenplätze vergleichen. Nicht blind immer in Frankfurt kaufen. Auch mal die Kurse in Stuttgart, Düsseldorf und München prüfen oder im Direkthandel. Dann fallen auch etwas höhere Gebühren nicht ins Gewicht.

Was bedeutet die Änderung für Anleger allgemein?

Wenig. Finanzexperten raten Anlegern ohnehin zu Direktbanken. Im Vergleich von Finanztest gewann die ING (Note 1,0) mit besonders komfortabler Bedienung. Direkt dahinter folgten Comdirect und Consorsbank (beide 1,2). Erst die Plätze vier und sechs gingen an Neobroker – allerdings mit ebenfalls hervorragenden Noten für S Broker (1,4) und Trade Republic (1,5).

Anleger finden also weiter erstklassige Depots bei Direktbanken, die die die Gebührenänderung nicht betrifft. Neobroker müssen sich neu aufstellen. Gemessen an ihrer bisherigen Qualität, sollte ihnen das gelingen.

Womöglich beeinflussen könnte die Änderung Börsenbewegungen: Einige Kritiker werfen Neobrokern vor, Anleger durch die geringen Ordergebühren zum häufigen Kaufen und Verkaufen zu ermutigen und dadurch Kurse stärker schwanken zu lassen. Neobroker-Fans betonen hingegen die niedrigen Einstieghürden. Bei niedrigen Ordergebühren kauften mehr Menschen Aktien, sagen sie. Das senke die Ungleichheit und stürze die Kurse. Ob diese Effekte aber in der Realität ins Gewicht fallen, ist unsicher. Gut möglich, dass sich auch hier nicht ändert.



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