Nur 60 Meter trennten eine Ilyushin Il-76 und ein Pilatus PC-12 in Russland, bevor die Crews ein Unglück abwenden konnten. Schuld waren Mängel bei der Flugsicherung.
Es gehört zu den Schreckensmomenten im Cockpit. Plötzlich schlägt das Kollisionswarnsystem TCAS Alarm, weil ein anderes Flugzeug gefährlich nahe fliegt. Das kommt gar nicht so selten vor.
Allein in Deutschland soll es zwischen 2015 und 2019 rund 170 potenziell gefährliche Annäherungen von Luftfahrzeugen gegeben haben.
In Russland kam es diesen März aber zu einem Fall, bei dem sich zwei Flugzeuge ungemütlich nahekamen. Beteiligt waren eine Ilyushin Il-76 des russischen Verteidigungsministeriums auf dem Weg von Ulyanovsk nach Engels und ein Pilatus PC-12 der belarusischen Fluggesellschaft Bysky. Die Maschine startete in Oral mit dem Ziel Moskau.
Neue Details veröffentlicht
Der Telegram-Kanal Aviatorshchina hat neue Details zur Beinahekollision über dem russischen Verwaltungsbezirk Samara veröffentlicht. Die Il-76 flog auf Flugfläche 270 (rund 8250 Meter).
Der PC-12 wurde die Flugfläche 260 (rund 7900 Meter Höhe) zugeordnet. Die Besatzung des Transporters bereitete sich auf die Landung vor und forderte den Fluglotsen auf, auf Flugfläche 210 (6400 Meter) abzusteigen.
Der Lotse genehmigte den Sinkflug der Ilyushin, ohne allerdings die gesamte Situation zu analysieren. Kurz nach Beginn des Sinkflugs meldete sich das Kollisionswarnsystem. Die Il-76 kreuzte die Flugbahn der PC-12 nahezu rechtwinklig.
Mitarbeitende entlassen
Das Cockpitpersonal leiteten sofort ein Ausweichmanöver ein, die eine nach rechts, die andere nach links und die Kollision konnte abgewendet werden, so Aviatorshchina. Laut dem Abschlussbericht der russischen Luftfahrtbehörde Rosaviatsiya betrug der vertikale Abstand zwischen den Flugzeugen nur 60 Meter und der horizontale Abstand 1300 Meter.
Grund für die Beinahekollision trägt laut der russischen Luftfahrtbehörde der zuständige Fluglotse. Im Rahmen der Ermittlungen entdeckte die Behörde grobe Verstöße gegen Arbeitstechniken der Beschäftigten, mangelnde Kontrolle durch das Führungsteam sowie Mängel in der Arbeitsorganisation und im Schichtdienst.
Als Konsequenz wurden der Direktor der Flugsicherung der Region, sein Stellvertreter, zwei leitende Fluglotsen und der Fluglotse, der den Vorfall verursacht hatte, entlassen.
Von Benjamin Recklies
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